Mitmenschlichkeit
Wer sich richtig um sich selbst kümmert, der kümmert sich auch um die anderen.
Der ehemalige Sklave Epiktet, der später zu einem bedeutenden Philosophielehrer wurde, sagte einmal:
„ ... Das ist kein Egoismus, sondern jedes lebende Wesen ist so veranlagt: es tut alles um seiner selbst willen. Auch die Sonne tut alles um ihrer selbst willen und ebenso sogar Zeus. ... Und so hat er (Gott) denn allgemein die Natur des vernunftbegabten Wesens so veranlagt, dass es kein Gut für sich selbst erlangen kann, ohne etwas zum allgemeinen Nutzen beizutragen. Auf diese Weise handelt man nicht gegen das allgemeine Interesse, auch wenn man alles um seiner selbst willen tut.“
Der Sinn dieser etwas gewundenen Sätze ist, dass, wenn wir unserer Natur folgen, kein Unterschied besteht zwischen Selbstsorge und Fürsorge für die anderen. Denn nach Epiktet können wir das eine nicht ohne das andere tun. In uns selbst ist ein tiefes Bedürfnis nach aktiver Humanität, nach Einsatz für unsere Nächsten, nach Mitmenschlichkeit, nach Resonanz, nach Geborgenheit in der Gemeinschaft, nach einem mitfühlenden und mitschwingenden Anderem, einem Gegenüber, einem „Du“. Wir werden keine nachhaltige Zufriedenheit erlangen, ohne die Anderen in unsere Fürsorge mit einzubeziehen, für sie da zu sein und etwas für sie zu tun. Tiefes, inneres Glück existiert nur als geteiltes Glück. Der Gedanke war im antiken Weisheitsdenken in West und Ost allgemein verbreitet. Richtig verstanden war Individualethik seinerzeit identisch mit sozialer Ethik.
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Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.