Maßhalten
Der Stamm, der größer als sein rechtes Maß ist, von dem wird das Zuviel weggeschnitten.
In einem ägyptischen Papyros (sog. Papyros Insinger) heißt es:
„Sage nicht: ‚Es geht mir gut’, indem du dabei das Schicksal, das in dir steckt, vergissest. Der Gottlose, der im Vertrauen auf die eigene Kraft hochmütig ist, dem bringt seine Gesinnung Schaden. Der Stamm, der größer als sein rechtes Maß ist, von dem wird das Zuviel weggeschnitten. Das Wasser, das sein Ebenmaß überschreitet, wird auf dem Feld entleert. Der Wind, der stärker als sein Ebenmaß ist, bringt die Schiffe zum Scheitern.
Alles, was gut und ebenmäßig ist, ärgert seinen Herrn nicht. Alle Dinge, die das Ebenmaß halten, sind schön, alle Dinge, die größer als ihr Ebenmaß sind, gehen zugrunde. Der große Gott (der Weisheit), Thot, hat seine Waage gesetzt, um damit Gleichgewicht auf Erden zu schaffen. Er versteckt sein Herz im Fleisch, damit sein Herr gleichmäßig (ausgeglichen) sei. Ist der Weise nicht gleichmütig, reicht sein Wissen nicht aus.“
In verschiedenen Varianten wird hier die Verletzung des richtigen Maßes, das Über- oder Untermaß, als Ursache für ein Scheitern hingestellt und das rechte Maß als die innere Ordnung der Welt erkannt. Nach dem ersten Absatz gilt dies auch für die Überheblichkeit (Hybris), das Sich-über-sich-selbst-Hinausheben. Dass der Gott der Weisheit „sein Herz im Fleisch versteckt“ kann bedeuten, dass das Gespür für das rechte Maß in Fleisch und Blut übergehen, mithin Intuition werden soll. Der letzte Satz besagt, dass das Maßhalten wie alle Weisheit im Wissen und in der Erkenntnis gründet.
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Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.