Liebe
Erst in der Liebe zum Menschen vollendet sich die eigene Persönlichkeit.
Das ist der Sinn der folgenden Stelle aus dem „Buch der Riten, Sitten und Gebräuche“ (Liji):
„Die Alten hielten bei der Ausübung der Regierung die Liebe zu den Menschen für das Wichtigste. Wer die Menschen nicht lieben kann, ist nicht im Besitz seiner Persönlichkeit. Wer seine eigene Persönlichkeit nicht besitzt, der kann sich nicht an seinem Platz wohl fühlen. Wer sich nicht an seinem Platz wohl fühlen kann, der kann sich nicht des Himmels freuen; wer sich nicht des Himmels freuen kann, der kann seine Persönlichkeit nicht vollenden.“
Erstaunliche Worte, aber ganz im Sinne des Konfuzius, der diesen Text geschrieben oder redigiert haben dürfte. Für ihn war die „(Mit-)Menschlichkeit“ (chin. jen) das Wichtigste. Er meinte damit ein tief empfundenes Wohlwollen gegen andere, das, was Liebe ausmacht. In dieser Fähigkeit zur Liebe erkennt er einen wesentlichen Bestandteil einer wahrhaft kultivierten Persönlichkeit. Wer die Liebe nicht lebt, kann weder wahre Freude empfinden noch glücklich werden noch seine Persönlichkeit vollenden. Die Hauptschrift seines bedeutendsten Schülers Menzius handelt vor allem von dieser Einsicht.
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„Es empfiehlt sich, jeden Tag zumindest ein kleines Ritual einzuhalten, um ein paar Minuten still zu werden.“ Anselm Grün