Liebe
Bei der Liebe ist es wichtig, Ruhe zu bewahren.
Das ist eine Quintessenz folgender Stelle bei Seneca. Er zitiert den griechischen Philosophen Panaitios (2. Jh. v. Chr.), einen wichtigen Vertreter der mittleren Stoa. Auf die Frage, ob auch der Weise sich verlieben werde, soll er geantwortet haben:
„Was den Weisen angeht, werden wir später sehen. Du und ich, die wir vom Weisen noch weit entfernt sind, dürfen es nicht dahin kommen lassen, dass wir in eine stürmische, unkontrollierbare, in der Verfügung eines anderen stehende und für ihn klägliche Situation geraten. Sei es nämlich, dass uns die geliebte Person eines Blickes würdigt, dann lassen wir uns vor ihrer menschlichen Wärme um unsere Ruhe bringen; sei es, dass sie uns abgewiesen hat, dann sind wir über ihren Hochmut wütend. In der Liebe ist Erfolg gleich schädlich wie Misserfolg. Durch Bereitschaft lassen wir uns einfangen, gegen Zurückweisung kämpfen wir an. Daher wollen wir, unserer Schwäche bewusst, zur Ruhe kommen.“
Der Verlust der Selbstbeherrschung, inneren Freiheit, des Selbstseins und In-sich-Ruhens war es, was die griechischen Philosophen an heftigen Leidenschaften ablehnten. Nicht die Liebe schlechthin wird hier verworfen, sondern die Liebe als eine unbeherrschbare und unkontrollierbare Leidenschaft, die uns das Steuer für eine weise Lebensführung aus der Hand reißt. Panaitios dürfte gewusst haben, dass es daneben auch andere Erscheinungsformen der Liebe gibt.
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Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.