Aufrichtigkeit
Wer wagt es, sich selbst die Wahrheit zu sagen?
Bei Seneca lesen wir:
„Denn was uns selbst betrifft, das sehen wir immer mit parteiischem Auge an, und Voreingenommenheit schadet immer dem Urteil. Ich glaube, viele hätten zur Weisheit gelangen können, wenn sie nicht geglaubt hätten, sie hätten sie schon erreicht, und wenn sie sich nicht manche Fehler selbst verhehlt hätten, manche auch mit offenen Augen übersehen hätten. Denn man glaube ja nicht, es sei mehr fremde Schmeichelei als unsere eigene, die uns zugrunde richtet. Wer wagt es, sich selbst die Wahrheit zu sagen?“
Seneca bringt es sehr deutlich auf den Punkt: Unaufrichtigkeit und Selbstbetrug „richten uns zugrunde“. Er griff gerne zu starken Formulierungen, um uns zum Umdenken und zu einer Änderung unseres Verhaltens zu bewegen. Schon Sokrates hatte gesagt, sich selbst betrügen sei von allem das Schlimmste. Nach Seneca ist es die Selbstliebe, die Eitelkeit, die „eigene Schmeichelei“, die uns häufig blind macht für uns selbst. Realität und Selbstwahrnehmung klaffen auseinander.
__________________________________________________________-
Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.