Zorn
Geläutert von Begier und Zorn …
In der altindischen Bhagavadgita heißt es:
„Geläutert von Begier und Zorn,
Enthaltsam mit beherrschtem Sinn,
Verlöschen sie (die Weisen) im Ewigen
Zu unvergänglichem Gewinn.“
Seelenruhe als innere Ausgeglichenheit und Glück besteht nach dieser Auffassung, die erkennbar von der Philosophie des Yoga herrührt, vor allem darin, sich von Begierden und Zorn zu befreien. In der tiefsten Versenkung soll eine vollständige Befreiung von dem begehrenden und weltverhafteten Ich erreicht werden, das damit quasi „verlöscht“. In diesem Zustand erfährt der Meditierende das „Ewige“ (Nirwana), das mit dem höchsten Glück identifiziert wird („zu unvergänglichem Gewinn“). Das Zitat verdeutlicht die Gegensatzstellung von Zorn und Begierde einerseits und Seelenruhe andererseits, von Unbeherrschtheit und Weisheit.
Nach altindischer Vorstellung ist es das letzte Ziel der Entwicklung des Selbst, völlig in den Zustand ewiger Versenkung einzugehen. Für uns, denen das nicht gelingen dürfte, genügt es, uns hin und wieder durch Meditation diesem Zustand anzunähern, um im alltäglichen Leben unbeherrschten Zorn zu vermeiden und Distanz zu unseren Begehrlichkeiten zu halten, so dass sie uns nicht vereinnahmen. Diese Distanz befähigt uns dazu, das, was uns dauerhaft guttut, zu wählen, anderes, das uns mehr Leid als Freude schafft, auszuschlagen. Der Antike in West und Ost ging es darum, Seelenzustände zu vermeiden, in denen die Selbststeuerungskräfte durch zügellose Leidenschaften ausgeschaltet werden.
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Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.