Zorn
Wie Pilze aus dem Boden, so entspringt der Zorn dem Gemüt.
Über Menschen, die in der Welt allzu sehr verstrickt sind und außer Geschäftigkeit, Besitzvermehrung, Konsum und Genuss nichts mehr zu kennen scheinen, schreibt der chinesische Philosoph Zhuangzi im 4./3. Jh. v. Chr.:
„Unaufhaltsam wie das Sterben im Herbst und Winter zehren sie täglich immer mehr ihre Kraft aus. Sie ertrinken in ihren Taten, also dass jede Umkehr für sie unmöglich wird. Sie sind zur Unfreiheit verdammt, wie mit Stricken gebunden; so sind sie eingefahren in ihre alten Gleise. Und ist das Herz dann erst dem Tode nah, lässt es sich nicht zum lichten Leben wiederbringen (zur Einsicht, zum heiteren Leben). Lust und Zorn … Sorgen und Seufzer, Unbeständigkeit und Zögern, Genusssucht und Unmäßigkeit, Hingegebensein an die Welt und Hochmut entstehen … wie Pilze in feuchter Wärme. Tag und Nacht lösen sie einander ab und tauchen auf, ohne dass (die Menschen) erkennen, woher sie sprossen. Genug! Genug!“
Gemeinsam mit dem Zorn wird hier scheinbar jede ungezügelte Leidenschaft und (negative) Gefühlsregung verdammt. Darin ähnelt der Daoismus, dem Zhuangzi zuzurechnen ist, den weltabgewandten Richtungen altindischer Philosophie. Die Wahrheit an dieser Auffassung ist, dass eine weise Lebensführung, die zu einem „Seelenfrieden“ führen soll, nur mit Verzicht, Enthaltsamkeit, Mäßigung und Selbstbeherrschung ihr Ziel erreichen wird. Das richtige Maß freilich muss jeder für sich selbst herausfinden und festlegen, jeden Tag aufs Neue, denn dieses „rechte Maß“ liegt bei jedem woanders.
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Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.