Weisheiten der Sufis
Im Gebrauch unserer Vorstellungen liegt der schöne Fluss des Lebens.
Eine interessante Weisheitstradition aus dem arabischen-muslimischen Kulturraum stellt der Sufismus dar. Seine geistig-philosophischen Wurzeln dürften bis ins alte Indien reichen, weisen jedenfalls zahlreiche Parallelen zur Weisheitslehre in der östlichen, aber auch westlichen Antike auf. Wie die alten Chinesen vertrauten die Sufis weniger auf streng begrifflich-systematisches Denken, sondern vermittelten ihre Weisheiten lieber durch Geschichten und Gleichnisse. Hier ein Beispiel:
„An einem Sommertag, als eine erdrückende Schwüle über dem Land lag, machten sich zwei Steinhauer daran, neue Quader zu schlagen. Ein Mann, der an dem Steinbruch vorüberkam, fragte sie, was sie denn da täten. Der erste Steinhauer, ein leicht erregbarer Mensch, beklagte sich: ‚Siehst du das denn nicht? Ich schlage einen Baustein aus diesem Steinblock. Reinste Sklavenarbeit!‘ Der zweite, der seine Arbeit liebte, antwortete dagegen: ‚Wir hauen Steine für eine wunderbare Moschee.’“
Alles hängt von der Perspektive ab, von der Einstellung, von der Haltung, vom richtigen Denken. Hier liegt der Schlüssel, „aus der Not eine Tugend zu machen“, oder mit den Worten des Konfuzius: „Unglück in Glück zu verwandeln“, und mit den Worten Senecas: „alles Schlimme zum Besten auszulegen.“ Bei dem bedeutenden römischen Philosophen Musonius Rufus heißt es daher: „Im Gebrauch unserer Vorstellungen liegt die Freiheit, der schöne Fluss des Lebens, der Seelenfrieden, das Wohlbefinden.”
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