Weisheit
Seitdem Gelehrte aufgetreten sind, ist die Weisheit verschwunden.
Seneca schreibt:
„Die Weisheit der Altvordern, sagt man, beschränke sich auf Vorschriften über das, was man zu tun und zu lassen habe, und damals waren die Menschen weit besser: seitdem Gelehrte aufgetreten sind, ist die Bravheit (Redlichkeit) verschwunden. Denn jene einfache und offenherzige Tugend (Weisheit) hat sich in eine dunkle künstliche Wissenschaft verkehrt, und wir lernen disputieren, nicht aber leben.“
Für Seneca ist Weisheit eine „einfache und offenherzige Tugend“, die unter den Menschen weiter verbreitet war, als es noch keine Wissenschaften gab. Hinter diesem zugespitzten Kulturpessimismus verbirgt sich die Einsicht, dass Weisheit im Laufe einer kulturellen Entwicklung zerredet und verbildet werden kann: „Wir lernen disputieren, nicht aber leben.“ Denken und Vernunft an sich sind keine Allheilmittel. Nicht jede Form von Intelligenz bereichert die Seele. Häufig werden das Denken und die Vernunft für schädliche Zwecke eingesetzt. Falsche oder zu viel Reflexion kann vom rechten Weg abführen. Aber „wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ (Hölderlin).
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Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.