Vernunft
Nur der höchste Heilige hat eine so vollendete Vernunft, dass er stets richtig entscheidet.
Das dürfte in etwa der Sinn folgender Stelle aus dem „Buch der Riten, Sitten und Gebräuche“ (Liji, Li Gi) sein:
„Nur der höchste Heilige auf Erden … ist so gleichmäßig, ernst, maßvoll und gerecht, dass er sich Achtung zu verschaffen vermag; nur er hat Ordnung und Folge, Scharfsinn und Beobachtung genug, um entscheiden zu können.“
Die alten Chinesen waren nicht sehr religiös, kannten gleichwohl die Figur des „Heiligen“. In dem Grad seiner Vollendung stand er über dem Weisen. Zu den Worten „Ordnung und Folge“, im Chinesischen die Zeichen Wen und Li, bemerkt der Übersetzer Richard Wilhelm: „’Wen’ sind Linienzüge wie z.B. in einem Nephrit (Jade), dann Ornamente, Schriftzeichen, Kultur, Schönheit, Form. ‚Li’ sind Fasern wie im Holz, innere Struktur, Richtungstendenzen; von den Sung-Philosophen (Sung-Dynastie: 10.-13. Jh. n. Chr.) wurde der Ausdruck im Sinn von Vernunft gebraucht.“ Weisheit hat viel mit einer schönen Ordnung und dem Erfassen und Verstehen dieser Ordnung zu tun. Durch vernünftige Entscheidungen ordnen wir unser Leben, geben ihm Sinn und erfüllen unsere Bestimmung. Wir machen aus ihm ein in sich stimmiges Ganzes. So kommen wir in einen „schönen Fluss des Lebens“. Weisheit ist Lebenskunst.
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Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.