Vergänglichkeit
Ich wußte, daß ich einen Sterblichen gezeugt hatte.
Der griechische Philosoph Panaitios zitiert hier den Vorsokratiker Anaxagoras, der etwa 300 Jahre vor ihm gelebt hatte. Er soll diese Worte gesprochen haben, als man ihn verwundert fragte, warum er so gefasst bleibe, da er doch soeben von dem Tod seines Sohnes Kenntnis erhalten habe (er war im Krieg gefallen). Wie jeder Vater dürfte auch er seinen Sohn geliebt und tiefen Schmerz und Trauer empfunden haben. Aber offenbar war ihm das Wissen um die Vergänglichkeit von allem und um den Tod als einen natürlichen Vorgang und unser aller Schicksal so vertraut, dass seine Erschütterung und Trauer nicht ins Maßlose wuchs. Der Schicksalsschlag war schwer, aber ließ ihn nicht verzweifeln. Als Goethe vom Tod seines Sohnes erfuhr, schrieb er die zitierten Worte des Anaxagoras in sein Tagebuch und sprach sich damit selbst Trost zu. Da er in der griechischen Philosophie sehr bewandert war, kannte er auch diesen Ausspruch und hatte ihn sich eingeprägt. Weisheiten, die er irgendwann einmal gelesen hatte, vergaß er nie.
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Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.