Verdinglichung
Wer seine Geschäfte maschinenmäßig betreibt, der bekommt ein Maschinenherz.
Es lohnt sich, die kleine Geschichte zu lesen, die der bedeutende chinesische Philosoph Zhuangzi in diesem Zusammenhang erzählt. Der Übersetzer hat sie „Der Ziehbrunnen“ genannt. Hier nur so viel daraus: Ein Schüler des Konfuzius beobachtet einen alten Bauer, wie dieser mühsam in den Brunnen steigt, um Eimer auf Eimer heraufzuholen und sein Feld zu bewässern. Der Schüler erklärt ihm das Prinzip eines Ziehbrunnens, mit dem er seine Felder viel schneller und einfacher bewässern könne. Darauf erwidert der Alte:
„Ich habe meinen Lehrer sagen hören: Wenn einer Maschinen benützt, so betreibt er alle Geschäfte maschinenmäßig; wer seine Geschäfte maschinenmäßig betreibt, der bekommt ein Maschinenherz. Wenn aber einer ein Maschinenherz in der Brust hat, dem geht die reine Einfalt verloren. Bei wem die reine Einfalt hin ist, der wird ungewiss in den Regungen seines Geistes. Ungewissheit in den Regungen des Geistes ist etwas, das sich mit dem wahren SINN (Dao, der rechte Weg) nicht verträgt. Nicht, dass ich solche Dinge nicht kennte: ich schäme mich, sie anzuwenden.“
Nach Zhuangzi entfernt man sich bei zu vieler Technik von einer natürlichen, einfachen Lebensweise und damit von der eigenen Mitte, so dass man sich selbst nicht mehr spürt und unsicher wird in seinen Gefühlen und in dem, was einem dauerhaft guttut und erfüllt.
Vielleicht kannte Heidegger diese Stelle, als er in einem Vortrag über die „Gelassenheit“ Folgendes ausführte: „ […] Wir können "ja" sagen zur unumgänglichen Benützung der technischen Gegenstände, und wir können zugleich "nein" sagen, insofern wir ihnen verwehren, dass sie uns ausschließlich beanspruchen und so unser Wesen verbiegen, verwehren und zuletzt veröden. […] Unser Verhältnis zur technischen Welt wird (so) auf eine wundersame Weise einfach und ruhig. Wir lassen die technischen Gegenstände in unsere tägliche Welt herein und lassen Sie zugleich draußen, d.h. auf sich beruhen als Dinge, die nichts Absolutes sind, sondern selbst auf Höheres angewiesen bleiben. Ich möchte diese Haltung des gleichzeitigen Ja und Nein zur technischen Welt mit einem alten Wort nennen: die Gelassenheit zu den Dingen.“
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