Selbsterkenntnis
Die Betrachtung meines Lebens entscheidet über Fortschritt oder Rückschritt.
Die Worte stammen aus dem chinesischen „Buch der Wandlungen“ (Yijing, I Ging), dem wohl ältesten Weisheitsbuch der Menschheit. Sie finden sich unter dem 20. der 64 Zeichen mit dem Namen „Guan“ (die Betrachtung, der Anblick). Der Übersetzer Richard Wilhelm kommentiert die Stelle wie folgt:
„Es ist hier der Platz des Übergangs. Man blickt nicht mehr nach außen, um mehr oder weniger beschränkte oder verwirrte Bilder zu erhalten, sondern man richtet die Betrachtung auf sich selbst um die Richtung für seine Entschließungen zu bekommen. Diese Einkehr der Betrachtung ist gerade die Überwindung der naiven Selbstbezogenheit dessen, der alles nur von seinem Standpunkt aus betrachtet. Man kommt zur Reflexion und damit zur Objektivität. Die Selbsterkenntnis ist aber nicht eine Beschäftigung mit den eigenen Gedanken, sondern mit den Wirkungen, die von einem ausgehen. Nur die Lebenswirkungen geben ein Bild, das uns berechtigt, über Fortschritt oder Rückgang zu entscheiden.“
An der letzten Bemerkung hätte Goethe Freude gehabt, denn der Versuch der Selbsterkenntnis durch bloßes Nachdenken im stillen Kämmerlein lehnte er ab. Man müsse sich im Außen entfalten und erproben, dann werde man sehen, woran man sei, sagte er.
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Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.