Gewohnheit
Man soll die Seele daran gewöhnen, anstatt ein Unglück zu beklagen, das Beste daraus zu machen.
Das ist der Sinn folgender Stelle bei Platon. Zuvor spricht Sokrates davon, dass bei einem eingetretenen Unglücksfall das „ewige Ach und Weh“ nur hinderlich sei. Auf die kritische Gegenfrage, wem ein solches Jammern denn hinderlich sei, antwortet er:
„Dem Vermögen, … bei einem geschehenen Unfall (Unglück, Schicksalsschlag) mit sich vernünftig zu Rate zu gehen und wie bei einem Würfelwurf nach dem, was liegt, seine Maßregeln zu treffen, wie der vernünftig berechnende Verstand nach den gegebenen Verhältnissen es für das Beste hält, statt wie Knaben nach dem Hinfallen die wunde Stelle mit der Hand zu halten und immerfort zu schreien; im Gegenteil soll man die Seele immer gewöhnen, sobald als möglich an das Heilen und Wiedergutmachen des Unfalls und der Wunde zu gehen und man soll durch die Heilkunde die Klagelieder beschwichtigen.“
Der letzte Halbsatz ist im übertragenen Sinne zu verstehen. Die Weisheit, die Sokrates/Platon hier empfehlen, dient der „Heilung der Seele“, d. h. der Linderung und Überwindung seelischen Leids. Dazu gehört zum Beispiel im Falle eines Missgeschicks, anstatt sich lange zu ärgern und zu klagen, die negativen Gedanken schnell auf positive Aspekte, auf die Zukunft oder auf Trostgründe zu lenken. „Der Weise versteht, Unglück in Glück zu verwandeln“, sagt Konfuzius. Negative Gedanken gehen vom Kopf in den Körper ein und machen ihn auf Dauer krank. Zu Recht spricht Platon daher von „Heilung“. Weisheit ist eine Heilkunde für seelisch-körperliche Schmerzen, Leid und Unwohlsein. Sie dient vor allem der Vorbeugung. Ihr wichtigstes Medikament ist das Einüben von weisen, d. h. gesunden und heilenden Denk- und Verhaltensgewohnheiten.
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Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.