Mass und Mitte


Seneca
Die Philosophie muss unsere Schutzwehr bilden, die durch das Schicksal nicht zu überwältigen ist.
Das letzte Ziel der praktischen Philosophie Senecas war das nachhaltige Glück einer ausgeglichenen Seele, die in sich selbst ruht. Die Seelenverfassung soll so stark und gefestigt sein, dass das Verhalten anderer oder das äußere Geschehen sie weder erschüttern noch ernsthaft gefährden. Das ist die berühmte stoische „Unerschütterlichkeit des Weisen“. Sie ist keine Gefühlskälte oder emotionale Verhärtung, sondern die Fähigkeit, immer wieder und schnell zu einer Grundstimmung heiterer Ausgeglichenheit zurückzufinden (modern gesprochen: Resilienz). Was auch passiert, man bleibt stets bei sich in seiner Mitte, ruhig, besonnen und gelassen. Seneca:
„Die Philosophie muss unsere Schutzwehr bilden, diese uneinnehmbare Mauer, die durch das Schicksal nicht überwältigt wird trotz aller kunstvollen Angriffsmittel. Jedem Ansturm gewachsen ist die Seele, die auf alles Äußere verzichtet hat und in ihrer Burg sich zur Wehr setzt. Kein Geschoss kann bis zu ihrer Höhe dringen. Das Schicksal hat keine langen Arme, wie viele glauben; es überwältigt keinen, der sich nicht an es anklammert.“
Was uns angreifbar macht, ist das Anklammern, das Verhaftetsein, ein unbedingtes Wollen, ein verbissenes Streben. Was uns unangreifbar macht, ist die Fähigkeit, loslassen zu können. „Auf alles Äußere verzichten“ meint den Prozess der Loslösung, kein Armutsgelübde, sondern Erlangung innere Unabhängigkeit. Ich freue mich an dem, was ich besitze, an meinen Freunden, an meinem gesellschaftlichen Status, an meiner beruflichen Position, aber ich hänge nicht daran. Meine wichtigsten Werte liegen in mir und sind immaterieller Natur.
_____________________________________________________________
Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.