Mass und Mitte


Begierden
Wer seine Begierden beherrschen kann, der erreicht Erleuchtung.
Das ist der Sinn folgender Stelle aus den altindischen Upanishaden, dem philosophischen Teil der Veden:
„Diejenigen
allein erlangen Samadhi (Erleuchtung), die ihre Sinne
gemeistert haben und die frei von Zorn sind,
frei von Eigenwillen und von Vorlieben und Abneigungen,
ohne egoistische Bindungen an Menschen und Dinge.“
Alle Weisheitslehren der Antike haben das menschliche Glück und die Leidfreiheit (hier „Samadhi“=Erleuchtung) in Verbindung gebracht mit der Beherrschung der Begierden und ihren Erscheinungsformen (hier: „Eigenwille“, „Zorn“, „egoistische Bindungen“). Am weitesten gingen die alten Inder, wo häufig – wie im Zitat – eine vollständige Überwindung der Begierden, Abneigungen und Anhaftungen an äußeren Gütern empfohlen wurde. Wir finden diese radikale Position allerdings auch in der griechischen und chinesischen Antike. So empfahlen die Stoiker, alle äußeren Dinge, Verhältnisse, Beziehungen und Werte als „gleichgültig“ für unser Glück anzusehen. Wie immer wir darüber denken, es dürfte wahr sein, dass all unser seelisches Leid seine Wurzeln wesentlich in unseren Begierden, in unserem Wollen hat. Schopenhauer war deshalb überzeugt, dass wir menschliches Leiden nur durch Aufgabe unseres Wollens überwinden. In all diesen Auffassungen ist das Ideal der inneren Unabhängigkeit durch Selbstgenügsamkeit und Nichtanhaften greifbar. Für unser tägliches Leben können wir daraus lernen, dass wir über die Steuerung, Zügelung und Einstellung zu unseren Begehrlichkeiten und Wünschen entscheidenden Einfluss auf unser Wohlbefinden nehmen können.
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Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.