Dr. Albert Kitzler

In aller Kürze

Geboren 1955 in Oberwesel. Aufgewachsen am Niederrhein. Studierte Jura und Philosophie in Freiburg i.Br. Arbeitete als Rechtsanwalt, von 1989 bis 2000 als Filmproduzent (1994 "Oscar" für den Kurzfilm "Schwarzfahrer"), ab 2000 als Philosoph. Gründete 2010 "MASS UND MITTE -Schule für antike Lebensweisheit". Seit 2014 acht Bücher zur praktischen Philosophie und Lebenskunst veröffentlicht.

Biographische Skizze

Ich wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Meine Mutter war Bäuerin, später Hausfrau und Mutter von drei Söhnen, mein Vater Schiffsmaschinist aus Danzig, mit 20 in den Krieg gezogen, mit 28 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, die Heimat verloren. Ich war noch nicht ein Jahr alt, als meine Eltern aus einem kleinen Dorf im Hunsrück bei Bacharach nach Homberg am Niederrhein zogen, jetzt ein Stadtteil von Duisburg. Mein Vater hatte eine besser bezahlte Arbeit als Kranführer im Rheinhausener Stahlwerk von Krupp erhalten. Im Alter von zehn Jahren rückte ich kurzzeitig von zu Hause mit dem Ziel aus, auf eine höhere Schule gehen zu dürfen, was ich dann auch erreichte. Die gerade eingeführte Lehrmittelfreiheit erlaubte mir zunächst den Besuch der Realschule, später des Aufbaugymnasiums in Rheinkamp.

Mit 16 Jahren las ich Will Durants Buch „Die großen Denker“, das bei mir die Begeisterung für die Philosophie auslöste. Die antiken Philosophen mochte ich besonders, weil sie sich mit der Frage beschäftigten, die mich am meisten interessierte: Wie führe ich ein glückliches Leben? (Zwanzig Jahre später las ich von Durant die „Kulturgeschichte der Menschheit“ – mehr als 20.000 Seiten. Ich halte dieses Werk für eines der größten literarischen Leistungen auf dem Gebiet der Kulturgeschichte und seine Lektüre für die Bildung eines Menschen von allergrößtem Wert.) Noch zu Schulzeiten versuchte ich mich an Kant, Hegel, Nietzsche und anderen Philosophen mit weiteren Denkanstößen aus der Philosophiegeschichte.

Angeregt durch die Lektüre von Schopenhauer, Hesse und Büchern über den Zen-Buddhismus erwog ich, mich nach dem Abitur für einige Monate an einen stillen Ort zur Meditation und Selbstfindung zurückzuziehen. Unter dem Einfluss der weltzugewandten Lebensanschauung Goethes entschied ich mich gegen einen solchen Rückzug. Die Bewunderung für den „anderen“ Weg tiefer kontemplativ-meditativer Versenkung, wie er vor Jahrtausenden in Asien entwickelt und kultiviert wurde, ist aber bis heute geblieben. Daher rührt mein starkes Interesse an der antiken praktischen Philosophie in Indien und China, die ich gleichwertig neben die abendländische Tradition stelle.

Als ich Philosophie studieren wollte, riet mir ein Freund davon ab, da ich mit Philosophie kein Geld verdienen könne. So begann ich 1974 in Freiburg i.Br. mit einem Jurastudium, nahm aber bereits zwei Semester später Philosophie dazu. Während des Philosophiestudiums beschäftigte ich mich intensiv mit Heidegger am Lehrstuhl seines Nachfolgers Prof. Werner Marx. Dieser leitete das Husserl-Archiv und bot mir eine wissenschaftliche Hilfstätigkeit an. Ein Jahr lang transkribierte ich Texte aus Husserls stenographischem Nachlass für die Gesamtausgabe seiner Werke. Marx, der wie ich Jura und Philosophie studiert hatte und 1933 über Palästina in die USA auswandern musste, bot mir am Ende meines Studiums an, an der Universität zu bleiben und an seinem Lehrstuhl zu arbeiten. Ich lehnte ab, weil mir die akademische Philosophie zu weit weg vom Leben erschien.

Das erste juristische Staatsexamen beendete ich 1980 in Freiburg als Jahrgangsbester. Grund für den Erfolg war aus meiner Sicht meine Lernmethode mit Karteikarten und einem systematischen Prozess der Verinnerlichung des Gelernten. Ihr Ergebnis war, dass ich alles, was ich in dem vierjährigen Studium gelernt hatte, zur Prüfung abrufbereit und präsent hatte. Über diese Lernmethode veröffentlichte ich unter dem Titel „Lernen mit Karteikarten“ einen Beitrag in einer juristischen Fachzeitschrift (Juristische Schulung 1983, 725-730). Aus unerklärlichen Gründen erschien er nicht unter meinem Namen, sondern unter dem meines ältesten Bruders Gerhard Kitzler. Das Prinzip und die Methode der Durchdringung und "Einverleibung" von Lerninhalten, die in diesem Aufsatz dargelegt werden, habe ich später auf die Verinnerlichung von Weisheitswissen übertragen. Denn das größte Problem der praktischen Philosophie sehe ich darin, dass Weisheiten zwar häufig intellektuell eingesehen, aber im praktischen Verhalten nicht umgesetzt werden. Den Grund dafür sehe ich darin, dass sie nicht kontinuierlich eingeübt und dadurch nicht verinnerlicht werden. Es kommt zu keiner Verdichtung von Weisheitswissen zu inneren Lebenshaltungen. Das Ergebnis ist, dass wir immer wieder in alte Verhaltens-, Denk- und Bewertungsmuster zurückfallen. Eine nachhaltige Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit bzw. zu einer Aufarbeitung und Überwindung negativer Prägungen und Einflüsse bleibt aus.

Auf Vermittlung meines Doktorvaters, Prof. Alexander Hollerbach, erhielt ich von der Studienstiftung des Deutschen Volkes ein Promotionsstipendium. 1984 promovierte ich über die „Auslegungslehre des Anton Friedrich Justus Thibaut“. Die Abhandlung erschien als Buch bei Duncker & Humblot in der Reihe Freiburger Rechtsgeschichtliche Abhandlungen. Noch heute verbinde ich das Ideal wissenschaftlicher Gründlichkeit, Tiefe und sprachlicher Brillianz mit Hollerbach, einer menschlich wie fachlich herausragenden Persönlichkeit. 2013 habe ich den 80-jährigen noch einmal aufgesucht und war sehr glücklich darüber.

1984 absolvierte ich das zweite juristische Staatsexamen und begann eine Tätigkeit als Rechtsanwalt in einer Freiburger Kanzlei.

In den Jahren 1986/1987 unternahm ich eine einjährige Studien- und Selbstfindungsreise durch Südamerika. Sie hatte großen Einfluss auf meinen weiteren Lebensweg. Während dieser Reise entschloss ich mich, meiner zweiten Leidenschaft neben der Philosophie, derjenigen für die Filmkunst, nachzugehen. 1988 zog ich deshalb nach Berlin um. Ein Jahr später produzierte ich meinen ersten Spielfilm, die deutsch-argentinische Koproduktion „Hijo del Rio“ („Der Junge vom Fluss“), Regie Ciro Cappellari. In den folgenden Jahren produzierte ich 20 Filme, die zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen erhielten. Den größten Erfolg hatte der Kurzfilm „Schwarzfahrer“ von Pepe Danquart, der weltweit dutzende Preise erhielt und im Jahre 1994 mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Als Regisseur drehte ich unter dem Künstlernamen Arvo Blechstein drei „philosophische“ Kurzfilme: Stiller Mensch (1989), Schrei der Erde (1994) und Das Verbrechen (2000).

Im Jahre 2000 gab ich die Produzententätigkeit auf und widmete mich wieder verstärkt der Philosophie, die ich auch in der Zeit davor nie aus den Augen verloren hatte. Ich arbeitete in Teilzeit als Rechtsanwalt, um daneben Zeit für das intensive Studium der praktischen Philosophie im antiken Griechenland, China, Indien, Ägypten und Japan zu haben. 2010 gründete ich die philosophische Schule MASS UND MITTE. 2014 erschien mein Buch "Wie lebe ich ein gutes Leben? Philosophie für Praktiker", 2015 "Philosophie to go. Große Gedanken für kleine Pausen" (beide bei Pattloch), 2016 "Denken heilt! Philosophie für ein gesundes Leben" (Droemer) und 2017 "Leben lernen - ein Leben lang" (Herder), 2019 "Vom Glück des Wanderns. Eine philosophische Wegbegleitung", 2020 "Weisheit to go. Große Philosophie für kleine Pausen", 2021 "Nur die Ruhe! Einfach gut leben mit Philosophie", 2023 "Die Weisheit der Liebe. Eine Philosophie der Lebensfreude". Bisher wurden einige der Bücher ins Niederländische, Italienische und Koreanische übersetzt.